Entrup 119 - landwirtschaftliche Initiative und Gärtnerhof im Münsterland
Kopfgrafik - Schafe auf Wiese

Das Grünland

Die Weiden

Weiden sind landwirtschaftliches Grünland, das den Wiederkäuern des Hofes Nahrung in Form von Gras und krautigen Pflanzen bietet. 
Mähweiden sind Übergangsformen zwischen Wiesen und Weiden,denn deren Grün wird innerhalb eines Jahres sowohl zeitweise abgeweidet als auch zur Heuherstellung gemäht. 

Die Wiesen

Wiesen sind landwirtschaftliches Grünland, das durch regelmäßiges Mähen einerseits genutzt und andererseits erhalten wird, denn dadurch wird Futtermittel gewonnen und gleichzeitig wird die Verbuschung und anschließende Waldentstehung verhindert.
Wiesen sind also ein Kultur- und Lebensraum, der vor etlichen Jahrhunderten durch den Menschen geschaffen worden ist und als solcher erhalten wird. 
Die Wiesen werden zur Futterherstellung für die Tiere genutzt, aus dem gemähten Aufwuchs wird Heu hergestellt. 

Kuz- und langfristige Probleme

Drei Viertel der Fläche, die unsere Milchschafe beweiden, gehören nicht dem Hof. Diese Weiden grenzen zwar unmittelbar an unsere Flächen an, Eigentümer ist aber der Kreis Steinfurt. Zu einem vergleichsweise günstigen Pachtpreis dürfen wir sie nutzen. Allerdings sind im Pachtvertrag einige Auflagen enthalten, welche eine nachhaltige biologisch-dynamische Bewirtschaftung erschweren:

Zum einen darf ein Teil der Flächen erst sehr spät genutzt werden, teilweise ab dem 1. Juni., teilweise sogar erst ab dem 15. Juni. Durch diese Maßnahme sollen am Boden brütende Vögel geschützt werden. Für die Milchschafe kann Beweidung oder Heuschnitt zu einem derart späten Zeitpunkt allerdings kein ausreichend gehaltvolles Futter liefern. Das Gras ist im Juni schlichtweg zu stängelig, um Milchbildung zu ermöglichen.

Zum anderen darf keinerlei Düngungs- oder Bodenverbesserungsmaßnahme durchgeführt werden, auch keine Erhaltungsdüngung. Ziel bei dieser Maßnahme ist es, dass der Boden zunehmend ärmer wird an Nährstoffen, um seltenen Wildpflanzen, die in der mehr und mehr überdüngten Agrarlandschaft verdrängt werden, einen Lebensraum zu ermöglichen. Für unsere Nutzung bedeutet das Düngungsverbot aber eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung, weil wir den gesamten Schafmist auf den übrigen Flächen unterbringen müssen; diese bekommen damit tendenziell zu viel Düngung. Außerdem wächst das Gras jedes Jahr etwas zurückhaltender, weil immer nur Aufwuchs entnommen, aber nichts zurückgegeben werden kann, auch nicht die biolo-gisch-dynamischen Kompostpräparate.

Warum hat der Kreis Steinfurt als Verpächter solche Auflagen in den Pachtvertrag mit aufgenommen? Man spricht von „Naturschutzflächen“ im Gegensatz zu den Hochertragsflächen der konventionellen Landwirtschaft. Hier also zurück zur Natur, möglichst wenig Eingriffe in das Naturgeschehen, dort aber eine möglichst intensive Landnutzung mit synthetischem Dünger und Ackergiften für eine reiche Ernte. Unser Hof wird in dieser Theorie auf der Naturschutzseite angesiedelt.

Auf den ersten Blick erscheint das sinnvoll, denn was vermag unsere Lebensgrundlagen besser zu schützen als ökologischer Landbau? Wir müssen aber leider feststellen, dass mit den uns auferlegten Nutzungsbeschränkungen eine nachhaltige Nutzung dieser Wiesenflächen über Jahrzehnte nicht möglich sein wird: Wenn wir immer weniger Heu ernten können und das Weidefutter für die Milchschafe über Monate nicht geeignet ist, muss unser Hof sich über kurz oder lang andere Flächen suchen, um überleben zu können.

Selbstverständlich sind wir im Augenblick sehr froh, dass uns diese Wiesenflächen verpachtet wurden, denn nur so war es möglich, die Milchschafherde auf ihre heutige Größe zu erweitern. Landwirtschaftliche Flächen neu anzupachten wird zunehmend teurer, weil Mastbetriebe Land brauchen, um die entstehende Gülle ausbringen zu können, weil für die subventionierte Bioenergieerzeugung Mais, Raps etc. auf Ackerflächen angebaut wird, und weil für vielerlei Baumaßnahmen „Ausgleichsflächen“ geschaffen werden.
Da ist es natürlich ein Glücksfall, dass wir die angrenzenden Wiesen vom Kreis Steinfurt zu einem günstigen Preis zur Pacht angeboten bekommen haben.
Naturschutzflächen mit den letzte Woche genannten Nutzungsbeschränkungen schafft der Landkreis aber nicht allein aus Liebe zur Natur.

Per Gesetz gibt es die Verpflichtung, für im Rahmen von öffentlichen Baumaßnahmen wie Straßenbau versiegelte Flächen einen Ausgleich zu schaffen. Wird zum Beispiel eine einen Kilometer lange, zehn Meter breite Straße neu errichtet, ist das ein Hektar (10.000 m²) Land, das aus dem Naturkreislauf genommen wird. Eine Ausgleichsfläche dafür wäre zum Beispiel ein Hektar Grünland (Wiese oder Weide), den die öffentliche Hand erwerben muss.

Nun erhöht das aber den Flächenbedarf erheblich; Land ist nicht überall verfügbar und mittlerweile auch für den Landkreis teuer geworden. Deshalb ist es vom Gesetzgeber auch vorgesehen, dass Flächen mit hohem Naturschutzwert bei Ausgleichsmaßnahmen mehr wert sind als andere. Das bedeutet, dass ein Hektar unserer Naturschutzflächen unter Umständen zwei Hektar versiegeltes Land ausgleichen kann. Hier wird mit mathematischen Methoden und Bewertungsschlüsseln Naturschutz betrieben.

Dieses Frühjahr wurden unsere Pachtflächen noch einmal „aufgewertet“. Bagger und schwere Maschinen rückten an, um einen Teich anzulegen und Hecken zu pflanzen. Begrüßenswerte Maßnahmen, auch aus unserer Sicht, wenngleich mit groben Mitteln und hohem finanziellen Aufwand ausgeführt. Außerdem wurden hier Flächen einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen, und zwar einer Natur pflegenden biologisch-dynamischen Landnutzung.

Hier ist wieder einmal der politische Kurs erkennbar: Auf der einen Seite Naturschutz, auf der anderen eine möglichst intensive Landwirtschaft mit synthetischem Düngern und Ackergiften für eine reiche Ernte. Dass ein ökologisch bewirtschafteter Betrieb mit vielfältiger Fruchtfolge und flächenangepasster Tierhaltung, mit einem möglichst geschlossenen Betriebskreislauf und einer auf persönliche Beziehungen setzende Vermarktung dem Naturschutz weitaus dienlicher ist, als ein gebaggerter Teich, ist in einigen Köpfen noch nicht angekommen. 


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