Entrup 119 - landwirtschaftliche Initiative und Gärtnerhof im Münsterland
Kopfgrafik - Schafe auf Wiese

Ansprache zur Auszeichnung von Entrup 119 als Leuchtturm

Professor Dieter Haubold als Sprecher der Kreisgruppe Steinfurt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hielt die Ansprache anlässlich der Auszeichnung der Initiative Entrup 119 und des zugehörigen Gärtnerhofs mit der Verleihung der Plakette „Leuchtturm“.

Zur Begründung führte er zunächst aus, dass der BUND das Ziel habe, Natur und naturgemäße Umwelt zum Erhalt der naturbedingten Einheit von Leben und Umwelt zu schützen, und das in allen Bereichen, in denen Menschen ihre Lebensaktivitäten entfalten.

 

„Der BUND arbeitet daran, dass die Ökologie den ihr zu kommenden Rang gegenüber dem Sozialen und der - heute dominierenden - Wirtschaft bekommt. Das wichtigste Arbeitsfeld ist dabei die Ökologie. Nur bei dieser gibt es „Sachzwänge“, nämlich die von der Natur und der Evolution vorgegebenen Fakten, die "Naturgesetze". Diese muss die Menschheit bei ihrem Tun als vorgegebene Rahmenbedingungen hinnehmen.

Die heute weitgehend finanzorientierte Wirtschaft hingegen arbeitet mit von Menschen ausgedachten und eingeführten Systemen, welche änderbar sind. Sie sind das Ergebnis von früheren Entscheidungen, oft auch von Fehlentscheidungen, die getroffen wurden aufgrund falscher Beurteilung der damaligen Situation und der gewünschten Entwicklung. Inzwischen wurde erkannt, dass die Menschheit mit diesem System nicht in der Lage ist, die gegenwärtigen Probleme zu lösen und die Zukunft zu sichern: den "Lebensraum Erde" für die Menschen und die vielfältige Tier-und Pflanzenwelt dauerhaft funktionsfähig zu erhalten.

Das jetzige Wirtschaftsystem, basierend auf dem Prinzip "Ausbeutung", und mit dem Ziel endlosen, unbegrenzten Wachstums des Bruttosozialprodukts (BSP), bewirkt das Gegenteil der auf unserer begrenzten Erde erforderlichen Entwicklung zu "Gleichgewichten", Nachhaltigkeit, dauerhafter Zukunftsfähigkeit.

Hierfür ist beispielhaft einerseits der hohe Anteil, den die konventionelle Landwirtschaft beiträgt zur Störung des Stickstoffkreislaufs, und zwar mit den Methanemissionen (50%; mit 21-facher Klimawirksamkeit GWP gegenüber CO2), mit den Lachgasemissionen N2O (65%; mit GWP = 310fach), wie auch mit dem etwa 3-fachen Energieeinsatz im Vergleich zur biologischen Landwirtschaft; andererseits die weitgehende Missachtung der Intentionen des Tierschutzgesetzes: "Leben und Wohlbefinden des Tieres als Mitgeschöpf des Menschen“, verhaltensgerechte Unterbringung, seiner Art angemessene Ernährung, Pflege und Bewegung.

Dem gegenüber haben die Initiatoren der „Initiative Entrup 119 e.V." die verhängnisvolle Fehlentwicklung früh erkannt, auch die Tatsache, dass Umweltschutz nicht auf Klimaschutz beschränkt werden darf und engagierten sich tatkräftig für den Naturerhalt.

1995 drohte der Verkauf der Hofstelle Entrup 119, die sich im Besitz der Ruhrkohle AG befand, die von der Gärtnerhofgemeinschaft „drunter und drüber“ biologisch-dynamisch bewirtschaftet wurde und die bereits seit 1991 die Demeter Anerkennung hatte. Um den durch den drohenden Landverkauf in seiner Existenz bedrohten Demeterhof, der nur auf jährlicher Pachtbasis beruhte, für die Zukunft zu sichern, engagierten sich viele Menschen und auch der BUND Altenberge dafür, diesen seit sechs Jahren gewachsenen Organismus zu erhalten. Dies wurde möglich durch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins, der „Initiative Entrup 119 e.V.", die die Hofstelle Entrup 119 dann tatsächlich erwerben konnte.

Es war damals eine dramatische Situation, vor allem das Geld und die Kredite für den Kauf zu bekommen. Entscheidend für das Gelingen war der Einsatz von Christiane Rodewald von der damaligen Gärtnerhofgemeinschaft „drunter und drüber", GbR, sowie von Brigitte und Christian Becker-Carus vom BUND Altenberge und weiteren von dem Projekt überzeugten Menschen, möglichst viele Personen wie auch Institutionen zur Beteiligung zu bewegen. Auch die BUND Kreisgruppe Steinfurt hat sich dabei, im Zusammenwirken mit Marie Graw, schon früh mit einem Darlehen engagiert. Das Fortbestehen über schwierige Zeiten ist dem kontinuierlichen Engagement von Friedrich von Homeyer (demeter-Verband) und Christian Becker-Carus zu danken. Seit fast 5 Jahren liegt nun die Bewirtschaftung des Hofes in den Händen der „Gärtnerhof Entrup eG“ mit Susanna Lindeke und Kenneth Stange. Die Verbindung zur BUND Kreisgruppe Steinfurt ist ständig gewährleistet durch das Ehepaar Erhard und Rose Heilmann.

Der BUND KrGr Steinfurt wehrt sich gegen die ausufernde industrialisierte Intensivtierhaltung in unserer Region (s. Veranstaltung am 7.10.2009 im Kreishaus in Steinfurt). Demgegenüber will er deutlich machen, wie Lebensmittel höchster Qualität ökologisch erzeugt werden können. Deshalb zeichnet er die "Initiative Entrup 119" mit dem Gärtnerhof Entrup e.G. heute als Leuchtturm im Kreis Steinfurt aus - und wünscht ihm eine erfolgreiche Zukunft und ein helles Strahlen ins Land als Vorbild für Viele."

D. Haubold, BUND KrGr Steinfurt Vorstand


Gärtnerhof Entrup eG
Entrup 119
48341 Altenberge
Deutschland
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