Endlich! Nach über einem Jahr haben wir die ersehnte Lieferung Schaffelle von der Gerberei Birke erhalten. Die pflanzliche Gerbung und Fellbearbeitung ist ein sehr zeitaufwändiger Prozess und es gibt nur noch wenige Betriebe in Deutschland, die dieses Handwerk ausüben.
Ein kuscheliges Schaffell ist für viele das Sinnbild von Wärme, Gemütlichkeit und Natürlichkeit. Doch wer sich im Handel umsieht, stellt schnell fest: Es gibt Felle zu Billigpreisen schon ab 30 oder 40 Euro – etwa von großen Möbelhäusern wie Kibek oder Ikea. Und dann gibt Schaffelle, die 120 Euro und mehr kosten, so sie bei uns. Die Gründe für den Preisunterschied liegen in der Herkunft, der Gerbung und der gesamten Produktionskette.
Ein hochwertiges Naturprodukt muss seinen Preis haben
Billige Schaffelle stammen meist aus industrieller Landwirtschaft. Länder wie Australien, Neuseeland oder Teile Osteuropas dominieren diesen Markt, wo die Tiere in riesigen Herden und unter wenig artgerechten bis tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten werden. Die Herkunft lässt sich für Endkunden meist nicht zurückverfolgen.
Hochwertige Schaffelle aus ökologischer oder biodynamischer Landwirtschaft kommen von kleinen Betrieben, die ihre Tiere artgerecht halten – mit viel Auslauf, Weidegang und einer natürlichen Fütterung. Die Schafe leben länger und gesünder, was sich natürlich auch direkt auf die Qualität des Fells auswirkt: Es ist dichter, glänzender und langlebiger.
Billige Felle werden schnell und kostengünstig gegerbt. Es ist nicht auszuschließen, dass chemische Rückstände im Fell bleiben. Weitere Nachteile sind die Probleme beim Arbeitsschutz und bei der Entsorgung der Abwässer in den Herstellungsländern mit ensprechend negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, Umwelt und Natur.
Hochwertige Schaffelle aus ökologischer Herkunft werden dagegen pflanzlich gegerbt, meist mit natürlichen Gerbstoffen wie Tara, Mimosa oder Rhabarberwurzel. Dieser Prozess dauert deutlich länger, ist arbeitsintensiver und erfordert viel Handarbeit. Das Ergebnis: Ein gesundes, schadstofffreies Fell mit angenehmem, natürlichem Geruch – und völlig unbedenklich für den Hautkontakt.
Fazit: Ein nachhaltig produziertes Schaffell kostet mehr, weil:
Tierhaltung, Schlachtung und Verarbeitung in kleinen, regionalen Strukturen erfolgen – nicht in Massenproduktion.
Die pflanzliche Gerbung mehrere Wochen dauert, statt in wenigen Tagen abgeschlossen zu sein.
Jedes Fell manuell nachbearbeitet wird: gesäubert, gebürstet, geschnitten.
Faire Löhne und umweltgerechte Entsorgung berücksichtigt werden.
Warum 60 Euro einfach nicht reichen
Wenn man alle Schritte realistisch kalkuliert – artgerechte Tierhaltung, manuelle Verarbeitung, pflanzliche Gerbung, faire Bezahlung – landet man nicht unter 100 bis 130 Euro pro Fell. Bei einem extrem günstigen Preis wurde das Fell auf Kosten von Tierwohl, Umwelt und Qualität hergestellt.
Ein nachhaltig gegerbtes Schaffell ist kein Massenprodukt, sondern ein Stück Handwerk und Natur.
Pflegetipps für Felle mit pflanzlicher Gerbung: Die Felle sollten nur in Ausnahmefällen mit einem speziellen Fellwaschmittel in einer Wanne bei ca. 30° C gewaschen werden. Nach dem Waschen sollten die Felle abtropfen und an einem luftigen Platz zum Trocknen aufgehangen werden. Es ist darauf zu achten, dass die Felle nicht zu schnell trocknen und niemals in der prallen Sonne oder auf der Heizung getrocknet werden.
In leicht feuchtem Zustand wird das Leder durch Dehnen der Fasern. z. B. über eine Stuhlkante seine Weichheit, Form und Größe zurückerhalten. Ein anschließendes Aufkämmen der Wolle verleiht dem Fell seine ursprüngliche Wollweichheit und ein schöneres Aussehen. Das Aufkämmen erfolgt durch Spezialmaschinen in der Gerberei. Hierüber erteilt die Gerberei Birke gerne Auskunft
Weitere Quellen:
https://saubere-kleidung.de/wp-content/uploads/2017/11/2015-34-FS-Giftiges-Leder.pdf
